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Wirtschaft

Wirtschaft auf Island - Aufschwung nach dem 2. Weltkrieg

Der Aufbruch in ein modernes Zeitalter vollzog sich in Island schnell und umfassend wie in kaum einem andern Land Europas. War das Land bis zum Zweiten Weltkrieg de facto noch eine dänische Kolonie mit innerer Selbstverwaltung, vollzog sich der Aufschwung der Wirtschaft auf Island war nach der Unabhängigkeit rasant. Das moderne Island zählt mit seiner konsumorientierten Gesellschaft, dem umfassenden Sozialsystem und dem hohen Bruttosozialprodukt zu den Ländern mit dem weltweit höchsten Lebensstandard.

Vor 1945 lebte Island relativ bescheiden vom traditionellen Fischexport. Hier standen Kabeljau und Hering an erster Stelle. Nach der Gründung der Republik 1944 und dem NATO-Beitritt erfolgte der wirtschaftliche Aufschwung zunächst durch den Massenexport von Tiefkühlfisch. Die Anwesenheit der britischen Truppen im Zweiten Weltkrieg und die Stationierung der Amerikaner in Keflavik nach dem Krieg brachte eine Entwicklung der Infrastruktur mit sich. So wurde vor allem der Straßenbau befördert.

Der amerikanische Stützpunkt

Der amerikanische Stützpunkt schuf zudem Arbeitsplätze in der Umgebung der Hauptstadt. Island selbst blieb auch nach dem Krieg ohne eigene militärische Streitmacht und unterhielt trotz NATO-Mitgliedschaft auch während des Kalten Krieges immer gute Wirtschaftsbeziehungen zum Ostblock. Als nichtatomarer Stützpunkt war Keflavik und damit Island vom Wettrüsten nicht betroffen. Nicht umsonst fanden die historisch bedeutsamen Gespräche zwischen Reagan und Gorbatschow, die praktisch das Ende des Kalten Krieges einläuteten, 1986 in Island statt.

Modernisierung

Islands wirtschaftlicher Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg basierte zunächst hauptsächlich auf dem Reichtum der Gewässer um die Insel. Das Land investierte große Summen in die Modernisierung der Fischfangflotte. Insbesondere der Kabeljaufang sicherte hohe Exporterlöse. Island erwirtschaftete bald ein höheres Pro-Kopf-Einkommen aus dem Fischexport als zum Beispiel Saudi-Arabien aus dem Erdölverkauf. Die Exportgewinne wurden klug investiert.

Schulneubauten und ein gutes Sozialversicherungssystem beteiligten die gesamte isländische Bevölkerung am wirtschaftlichen Aufschwung. Noch heute bildet die Fischereiwirtschaft das Rückgrat der Wirtschaft. Man geht davon aus, dass ein Zehntel der isländischen Bevölkerung, die in der Fischerei-Industrie beschäftigt ist, etwa drei Viertel des Nationaleinkommens erwirtschaftet. Die hohe Abhängigkeit des Landes von diesem Industriezweig machte die Wirtschaft allerdings auch anfällig auf negative Entwicklungen des Fischmarktes. Niedrige Fangquoten und fallende Preise setzten in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Inflationsspirale in Gang.

In die Geschichtsbücher eingegangen sind die sogenannten „Kabeljaukriege“, die die Abhängigkeit der Isländer von ihrer florierenden Fischereiwirtschaft zeigen. Es ging dabei um die Ausweitung der isländischen Küstengewässer auf 200 Seemeilen und den Konflikt mit Großbritannien, das diese einseitige Erklärung nicht akzeptieren wollte. Mittlerweile wird aber die 200-Seemeilenzone international anerkannt. Die starke Abnahme der Kabeljaubestände in den letzten Jahren führte wiederholt zu Spannungen zwischen Island und Norwegen, welches sich an strenge Fangquoten hält.

Ein weiterer neuralgischer Punkt in der isländischen Außenpolitik ist die Haltung zum Walfang. Island trat 1992 aus der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) aus, die sich für ein striktes Verbot des Walfangs einsetzt. Zwar trat Island der IWC 2001 erneut bei, verkündete aber kurze Zeit später, wieder Wale fangen zu wollen.

Wirtschaft auf Island ab dem 20.ten Jahrhundert

Nachdem sich die Fischfangindustrie von einer Flaute erholte und die Inflation unter Kontrolle gebracht wurde, entwickelte sich die isländische Wirtschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder ausgezeichnet. Allerdings müssen die Isländer für ihren Wohlstand auch hart arbeiten. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt durchschnittlich über 45 Stunden und zählt damit zur längsten in Europa.

Noch immer gelten die Isländer als sehr konsumfreudig, wohl eingedenk der hohen Inflationsraten vergangener Zeit. Vor allem Elektronik-Geräte, Computer, Autos und andere High-Tech-Produkte erfreuen sich hoher Absatzzahlen. Überhaupt beobachtet man in der Hauptstadt Reykjavik viele exklusive Automodelle, die eigentlich überhaupt nicht so richtig zur Verkehrssituation in Island passen, wenn man bedenkt, dass außer der Ringstraße nur Hauptverkehrswege im Südwesten der Insel asphaltiert sind und man in den übrigen Landesteilen besser mit Allradfahrzeugen unterwegs sein sollte.