
Akureyri im Island-Lexikon
Mit über 15.000 Einwohnern ist Akureyri die viertgrößte Stadt Islands, der größte Ort außerhalb des Großraums Reykjavik. Nach Angaben von 2007 im Internet gibt es folgende Reihung der Städte nach Einwohnerzahlen: 1. Reykjavik - 116.000, 2. Kópavogur - 28.000, 3. Hafnarfjörður - 25.000, 4. Akureyri - 17.000, 5. Garðabær - 10.000. Wegen der Bildungseinrichtungen (Schule für Bildende Kunst, Universität seit 1987) trägt Akureyri den Beinamen „Schulstadt“ neben der „Hauptstadt des Nordens“. Mehrere Betriebe des verarbeitenden Gewerbes prägen das Bild einer Industriestadt, darunter Fischfabriken, eine Werft, Wollverarbeitungsbetriebe, eine Druckerei und weitere.
Geschichte
Verbürgte Geschichtsaufzeichnungen gibt es über den Ort seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Dänische Kaufleute erwarben das Handelsmonopol für die „Ackersandbank“, wie man den Ortsnamen übersetzen könnte. Der Platz wurde vor allem auch deshalb ausgesucht, da der Meeresboden hier nach Norden sehr schnell abfällt und deshalb Schiffe günstige Ankermöglichkeiten dicht vor dem Land vorfanden. Die dänischen Kaufleute verbrachten allerdings nur die Sommermonate in der Gegend. Im Herbst schlossen sie ihre Geschäfte wieder. 1650 sollen in Akureyri nur zwei kleine Handelshäuser existiert haben. Erst ein königlicher Erlass verpflichtete die Händler im Jahr 1777, das ganze Jahr am Ort zu bleiben. Der Ort erhielt mit gerade mal 12 Einwohnern 1786 das Stadtrecht. Auch die Lockerung des dänischen Handelsmonopols brachte zunächst für Akureyri keinen großen Aufschwung. Viele isländisch Kaufleute, die sich versuchten in der Stadt niederzzulassen, mussten nach kurzer Zeit ihr Geschäft wieder aufgeben. Auch 1835 zählte die Stadt nur reichlich 100 Einwohner und verlor danach sogar für etwa dreißig Jahre ihr Stadtrecht. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zur vermehrten Ansiedlung von Handwerkern und Lohnarbeitern. Sie wohnten nördlich des bisherigen Siedlungskerns von Akureyri auf einer kleinen Landzunge. Man achtete streng auf die Trennung von Kaufleuten und Handwerkern. Obwohl beide Stadtteile eine Verwaltungseinheit bildeten, lebten ihre Bewohner lange Zeit getrennt. Selbst eine Straßenverbindung zwischen den beiden Ortsteilen fehlte. Der Zwist zwischen Handwerkern und Kaufleuten führte dazu, dass das erste Gymnasium für Akureyri genau in der Mitte zwischen den beiden Ortsteilen erbaut werden musste. Genau dieser Ort entwickelte sich aber langsam zu einem Zentrum. Am Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung. Sie verdoppelte sich in kurzer Zeit und erreichte am Anfang des 20. Jahrhunderts die Zahl von 1400. Obwohl im Süden besseres Bauland vorhanden war, siedelten sich die meisten neuen Bewohner der Stadt im Norden an. Die Bevölkerungszunahme und den wirtschaftlichen Aufstieg verdankte Akureyri vor allem der Gründung der Handelsgesellschaft KEA, der 1886 erfolgte. Der genossenschaftlich organisierte Betrieb existiert noch heute und besitzt in der Stadt mehrere Geschäfte und Lagerhäuser. Auch die Fischereiwirtschaft nahm einen bedeutenden Aufschwung. Vor allem durch die Fischerei mit Hochseetrawlern seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts stieg die Produktivität in bisher nicht gekanntem Umfang. Heute sichert die ebenfalls angesiedelte High-Tech-Industrie der weiter wachsenden Bevölkerung einen hohen Lebensstandard.
Sehenswürdigkeiten
Touristen wird empfohlen, einen kleinen Stadtrundgang ganz im Süden von Akureyri, im Viertel Fjara zu beginnen. Hier im Stadtviertel „Ufer“ standen einst die ersten Häuser zur Stadtgründung. Gleich vier der bunten Häuser in diesem Stadtteil beherbergten einst Druckereien. Sie arbeiteten bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts und spielten eine wichtige Rolle im Kampf der Isländer gegen die dänische Vorherrschaft. Ein auffallender Bau mit zwei Türmen ist die Eiskathedrale. Das Wahrzeichen Akureyris, das die Stadt und den Fjord überragt, wurde 1940 eingeweiht. Der Kirchenentwurf stammt vom Isländer Samuélsson und soll durch ihren Stil die Umbebung des angrenzenden Eyjafjörður symbolisieren. Der helle Betonbau ist im Inneren eher schlicht gestaltet. Die zwölf Kirchenfenster stellen Ereignisse aus dem Leben Christi dar. Eine besondere Geschichte verbindet sich mit einem Fenster im Mittelteil der Kirche. Es stammt zum Teil aus der Domkirche von Coventry (England), die im Krieg zerstört wurde. Die Fenster des Doms wurden vorher in Sicherheit gebracht und später verkauft. Ein isländisches Paar ersteigerte eines der Fenster und so schmückt es seit 1943 die Eiskathedrale. Die Orgel stammt aus Deutschland, wurde 1961 hergestellt und später nochmals erweitert. Botanischer Garten: An einem Berghang über der Stadt liegt der knapp 4 Hektar große Park und Botanische Garten von Akureyri. Hier werden Blumen und Gehölze gezogen, die sonst nirgendwo in Island vorkommen. Man verdankt die Möglichkeit der Anzucht solcher für Island seltenen Pflanzen dem günstigen Klima in der Bucht von Akureyri. Ursprünglich entstand der Park durch die Initiative eines bereits 1910 gegründeten Vereins von Hausfrauen, die sich die Verschönerung ihrer Stadt zum Ziel gesetzt hatten. Bereits 1912 wurden mehrere hundert Gehölze angepflanzt. Im Jahr 1953 übernahm dann die Stadt offiziell den Park und vergrößerte die Fläche bis 1994 mehrere Male. Ziel des Botanischen Gartens ist es, möglichst viele einheimische Pflanzenarten zu erhalten und zu zeigen und darüber hinaus eine Vielzahl arktischer und subpolarer Pflanzen zu kultivieren. Insgesamt werden etwa 6.000 verschiedene Pflanzen gezeigt. Die Hallen des Akureyri Kunstmuseums waren noch vor wenigen Jahren die Werkhallen einer Molkerei. Heute befindet sich hier die größte isländische Kunstausstellung außerhalb Reykjaviks. Im mehrmonatigen Wechsel werden hier bevorzugt neuzeitliche Werke isländischer Künstler ausgestellt, aber auch moderne ausländische Kunst gibt es zu sehen. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts werden auch verstärkt Werke junger avantgardistischer Künstler und Multimediapräsentationen gezeigt. Gleich neben dem Museum befindet sich die Galerie Svartfugl, die zugleich als Atelier und Werkstatt für isländische Künstler dient. Hier können Besucher das Entstehen neuer Werke unmittelbar miterleben. Das relativ kleine Naturkundemuseum der Stadt befindet sich in unmittelbarer Nähe des Busbahnhofs. Es wurde 1951 als Museum eröffnet und gibt einen Überblick über die isländische Flora und Fauna. Ausgestellt werden präparierte Vögel, Säugetiere, Meerestiere Insekten, Pflanzen und Flechten. Es gibt auch eine Abteilung für Mineralien und Gesteine. Die Beschilderung der Exponate wurde bisher leider nur in isländischer Sprache vorgenommen. In einer Villa aus dem Jahr 1934 befindet sich das Heimatmuseum. Hier wird die Geschichte der Region von der Zeit der Landnahme bis zu Gegenwart veranschaulicht. Neben Modellen und Karten, gibt es archäologische Ausgrabungsfundstücke und viele Fotos zu sehen. Im Garten des Museums befindet sich die älteste Baumschule Islands. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts begann man mit der Aufzucht von Gehölzen. Zwischen den Bäumen steht ein kleine Holzkirche. Sie wurde 1846 am Ostufer des Eyja-Fjords erbaut und 1970 an ihren jetzigen Standort umgesetzt. Die Kirche wird zu besonderen Anlässen noch genutzt. So finden alljährlich im Sommer zweimal wöchentlich Liedernächte statt, die den Wandel der isländischen Musik im Laufe der Jahrhunderte zeigen.
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