Das erste Mal erwähnt wird Island im 4. Jahrhundert vor Christi durch den Griechen Pytheas. Er berichtet von einer Insel „Ultima Thule“. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass er damit Island meinte. Wahrscheinlich beginnt die Geschichte von Island im 6. oder 7. Jahrhundert nach Christi, als irische Mönche kleine Siedlungen auf der Insel gründen, die sie Thule nennen. Davor war die Insel wahrscheinlich unbewohnt. Das erste Mal taucht die Bezeichnung „Island“ Mitte des 9. Jahrhunderts auf. Der Norweger Hrafna-Flóki nennt die Insel so, nachdem ein strenger Winter seine Besiedlungspläne zunichte machte.
Die Geschichte von Island im 8. und 9. Jahrhundert.
Richtig verbürgt ist die erste Besiedlung durch die Wikinger im Jahr 874. Die Brüder Hródmarsson und Árnarson lassen sich im Süden der Insel nieder. Bis zum Jahr 930 entstehen mehrere Wikingersiedlungen, die im Laufe der Zeit eine Gesamteinwohnerzahl von 25.000 erreichen. Besonders stolz sind die Isländer noch heute darauf, dass in dieser Zeit bereits eine parlamentarische Zentralregierung gegründet wurde.
Also in einer Zeit des zutiefst feudal geprägten Mitteleuropas entstand in dem kleinen Land „am Rande der (europäischen) Welt“ das Althing, ein Parlament. Der ehemalige Parlamentsplatz gehört heute zum Standardprogramm jedes Reiseveranstalters. Dazu später mehr. Im 10. Jahrhundert begann von Island aus die Besiedelung Grönlands durch den Seefahrer Erik (genannt auch Erik der Rote). Grönland wurde also „Grünland“ genannt wegen der damals offensichtlich günstigen klimatischen Verhältnisse an der Küste der riesigen Insel.
Ab dem Ende des 10. Jahrhunderts beginnt die Christianisierung Islands. Die Missionarisierung erfolgte dabei oft mit gewaltsamen Mitteln. Der vom norwegischen König Olaf Tryggvason eingesetzte Kaplan þangbrand ging dabei nicht sehr rühmlich in die Geschichtsbücher ein.
Island im 11. bis Jahrhundert
Etwa um das Jahr 1000 wird in Island das Christentum als offizielle Staatsreligion anerkannt. Im zwölften Jahrhundert erschüttern heftige Kämpfe zwischen rivalisierenden Wikingergruppen die Insel.
Island im 12. bis Jahrhundert – Sommer des Steinwerfens
Der „Sommer des Steinwerfens“ im Jahr 1163 geht in die Geschichte ein. Die Kriege setzen sich über viele Jahrzehnte fort.
Island im 13. bis Jahrhundert
Im Mittelalter brach für Island ein ausgesprochen düsteres Zeitalter an. Im 13. Jahrhundert wird Island politisch unselbständig und eine über Jahrhunderte andauernde Fremdherrschaft beendet das Zeitalter der frühen Demokratie. Unter der norwegischen Herrschaft kam es bereits Ende des 13. Jahrhunderts zu einer dramatischen Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Lage.
Obwohl der damals herrschende König Olaf von Norwegen Schiffslieferungen mit Nahrungsgütern zugesagt hatte, die mit isländischen Exportgütern bezahlt werden sollten, blieben diese Lieferungen mehr und mehr aus. Hungersnöte und Epidemien trieben daraufhin viele Isländer in den Ruin. Zwar hätten die in Norwegen mittlerweile ansässigen Kaufleute der Hanse gern Handelsbeziehungen mit Island geknüpft, dem stand aber das Handelsmonopol der norwegischen Krone im Wege.
Nach der Ermordung des bekannten Diplomaten und Schriftstellers Sturluson im Jahr 1241 unterwirft sich Island etwa 20 Jahre später Norwegen.
Island im 14. bis Jahrhundert
Als 1380 der dänische König auch König der Norweger wurde, geriet Island unter dänischen Einfluss. Das Handelsmonopol über Island wurde nun auch durch die dänische Krone übernommen. Die Versorgung der Isländer durch Dänemark war noch viel schlechter als die frühere Belieferung durch die Norweger. Und ein Handel mit anderen Nationen blieb den Isländern verwehrt. Schmuggler und Piraten übernahmen den illegalen Handel mit der Insel. Besonders Engländer übernahmen den Kontakt zu Island.
Das Mittelalter wird von schweren Katastrophen geprägt. 1389 kommt es zu einem heftigen Ausbruch des Vulkans Hekla. In den Folgejahren leidet die Bevölkerung Islands unter einer Pestepidemie.
Die Kalmarer Union, die Ende des 14. Jahrhunderts Dänemark mit Norwegen und Schweden zu einem Königreich zusammenschließt, hat für Island zur Folge, dass es unter dänische Herrschaft gerät. Ein selbständiger Außenhandel Islands wird damit unmöglich gemacht.
Island im 15. bis Jahrhundert
Die Interventionen Dänemarks ließen sich mit deren schlecht gerüsteter Flotte gegen England nicht durchsetzen. Die Engländer errichteten deshalb im 15. Jahrhundert feste Stützpunkte auf Island. Englische Piraten hatten an der ungeschützten isländischen Küste leichtes Spiel und plünderten wiederholt isländische Küstenorte. Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Handelsaktivitäten zwischen dem dänischen Königreich und Island wieder aktiviert. England willigte 1540 in die Zahlung einer Handelssteuer ein. Haupthandelswaren der Isländer waren zu dieser Zeit Kabeljau, Schafsfelle, Talg und Schwefel.
Da England dieses de facto Handelsembargo umgeht, kommt es wegen des Islandhandels 1469 zum Krieg zwischen Dänemark und England .
Island im 16. bis Jahrhundert
Im Jahr 1548, nach 150 jähriger Vorherrschaft Dänemarks über Island, kommt es auf der Insel zu einer Rebellion unter Bischof Jón. Die Rebellion wird niedergeschlagen, der Bischof mit zwei seiner Söhne im Jahr 1550 hingerichtet.
Die Geschichte von Island im 17. Jahrhundert
Eine im 17. Jahrhundert einsetzende Klimaänderung ließ mehrere strenge Winter nacheinander folgen. Tausende Isländer verhungerten oder erfroren.
1627 fielen 3000 maurische Seeräuber in Island ein. Sie bezogen auf den Westmänner Inseln Stützpunkt und verwüsteten ganze Küstenstriche. Isländer wurden in die Sklaverei nach Nordafrika verkauft.
Die wirtschaftliche Lage Islands verschlechtert sich nach der Aufteilung des Landes in vier Handelsdistrikte im Jahr 1662. Diese Distrikte dürfen nicht mehr unter einander Handel treiben, sondern nur noch mit Dänemark.
Die Geschichte von Island im 18. Jahrhundert
War das Mittelalter in Island durch einen lang anhaltenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Niedergang gekennzeichnet, hielt diese Periode bis in das 18. Jahrhundert weiter an. Nach der Pestepidemie im 15. Jahrhundert fielen im 18. Jahrhundert wahrscheinlich bis zu 18.000 Menschen den Schwarzen Blattern zum Opfer.
Wichtigstes historisches Ereignis des 18. Jahrhunderts ist der schwere Ausbruch des Vulkans Laki. Er verwüstet Teile Südisland und entzieht einem Teil der Bevölkerung die Existenzgrundlage.
Die Folgen sind über Jahre hinaus selbst in der Küstenfischerei zu spüren. Diese Vulkanausbrüche (Laki) fanden in den Jahren 1783 und 1784 statt und forderten weitere Todesopfer. Der Laki-Ausbruch des Jahres 1783 gilt noch heute als einer der schlimmsten geschichtlich dokumentierten Vulkanausbrüche. Wie beim legendären Krakatau-Ausbruch in Asien soll damals Asche um den ganzen Erdball geschleudert worden sein. Etwa ein Drittel der Bevölkerung Islands starb beim Ausbruch des Vulkans oder in der Folgezeit durch die hereinbrechende Hungersnot.
Damals dachte das dänische Königreich ernsthaft daran, die restliche Bevölkerung Islands zu evakuieren und in Jütland neu anzusiedeln. Die dramatische Lage wird von der Tatsache verschärft, dass es zwischenzeitlich auf Island fast kein Brennholz mehr gab. Die einstmals vorhandenen Wälder waren restlos abgeholzt. Oft vegetierten die Menschen gemeinsam mit dem wenigen verbliebenen Vieh auf engstem Raum, um sich gegenseitig wenigstens einigermaßen Wärme spenden zu können. Durch die Handelsblockade Dänemarks war es unmöglich, auf legale Weise Handel zu treiben und damit die wirtschaftliche Situation zu verbessern.
Erst als das dänische Handelsmonopol gelockert wurde, verbesserte sich die Lage in Island allmählich wieder.
Island im 19. Jahrhundert – Die Unabhängigkeit
Im Jahr 1800 wird auf dänischen Befehl der Althing aufgelöst. Dies ruft den Widerstand der Inselbevölkerung hervor. Im Jahr 1809 befreit der Däne Jorgensen die Insel und erklärt die Unabhängigkeit. Der Aufstand wird aber schnell niedergeschlagen. Unter der Führung des Isländers Sigurdsson erreicht die Unabhängigkeitsbewegung die Wiedereinsetzung des Althings. Das dänische Handelsmonopol fällt 1854. Ein wichtiger Schritt zur tatsächlichen Unabhängigkeit. Im Jahr 1874 erreicht Island einen Autonomiestatus.
Der Althing entscheidet über die inneren Angelegenheiten des Landes. Dänemark behält sich aber immer noch ein Vetorecht bei Entscheidungen vor. Immer wieder wird auf dem Althing der Antrag auf echte Selbstverwaltung gestellt. In 15 Jahren verhindert immer wieder das Veto der Dänen eine dauerhafte Eigenverwaltung der Insel. Endlich, im Jahr 1904 kann der Althing die Selbstverwaltung dauerhaft durchsetzen.
Island im 20. Jahrhundert – Gründung der NATO
Im Jahr 1909 wird ein striktes Alkoholverbot auf Island beschlossen. Im Unionsvertrag von 1918 mit Dänemark wird Island ein selbständiger Staat mit eigener Flagge. Der dänische König bleibt aber Staatsoberhaupt. Im Zweiten Weltkrieg wird Island von den britischen Truppen besetzt. In einer Volksabstimmung entscheiden sich die Isländer im Jahr 1944 für den Austritt aus der Union mit Dänemark. Island bekommt eine eigene Verfassung und wird am 7. Juni 1944 Republik. 1949 wird Island zu einem der Gründungsmitglieder der NATO. Dies hat zur Folge, dass im Jahr 1951 ein Luftstützpunkt für die amerikanische Marine durch die USA errichtet wird.
Zwischen 1952 und 1976 kommt es zu den sogenannten „Kabeljaukriegen“ zwischen Island und Großbritannien. Es geht dabei in vier Auseinandersetzungen um die Ausdehnung der Fischereischutzzone auf 200 Seemeilen.
Nach Beendigung der Kabeljaukrieges (1952, 1958, 1972, 1975) erkennt Großbritannien 1976 die 200 Seemeilen Fischereischutzzone Islands an. Als erster Isländer erhält im Jahr 1955 Halldór Laxness den Nobelpreis für Literatur.
In der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 1973 kommt es auf der Insel Heimaey, die einzige ständig bewohnte Insel der Westmänner, zu einem schweren Vulkanausbruch. Ohne Vorankündigung öffnete sich, nur einige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt, eine Eruptionsspalte. Wegen des schlechten Wetters lag in dieser Nacht praktisch die gesamte Fischereiflotte von Heimaey im Hafen. Deshalb konnten innerhalb weniger Stunden alle Bewohner der Insel evakuiert werden und niemand kam ernsthaft zu Schaden.
Die erste europäische Frau als Staatspräsidentin ist eine Isländerin. 1980 wird Frau Finnbogadóttir zur Präsidentin gewählt. Einen wichtigen Wendepunkt in der jüngeren Geschichte Europas leiteten 1986 bei einem Gipfeltreffen die Präsidenten Reagan (USA) und Gorbatschow (damals UdSSR) ein. Bei den Gesprächen auf der Insel wurde praktisch das Zeitalter des „Kalten Krieges“ beendet.
Nach langer Diskussion innerhalb der Bevölkerung wird im Jahr 1989 das Verbot für den Ausschank von Starkbier aufgehoben. 1994 tritt Island dem Europäischen Wirtschaftsraum bei. Ein Anschluss an die EG ist aber bis heute noch nicht erfolgt.
Einen schweren Vulkanausbruch gibt es im Jahr 1996. Der Ausbruch des Grimsvötn unter dem Gletscher Vatnajökull löst eine Katastrophe aus. Ein Gletscherfluss zerstört einen acht Kilometer langen Abschnitt der asphaltierten Ringstraße. Brücken werden zerstört. Zum Glück sind keine Todesopfer unter der Bevölkerung zu beklagen.
Island Aktuell
Im Jahr 2000 wird Reykjavik gemeinsam mit 8 anderen europäischen Städte Kulturhauptstadt des Kontinents. Weitere Kulturhauptstädte waren u. a. auch Helsinki, die Hauptstadt von Finnland und Santiago de Compostela, die Hauptstadt der spanischen Region Galicien.
Im gleichen Jahr kommt es zu einem Ausbruch des Vulkans Hekla und zu einer Serie von Erdbeben.