A B E F G H I K L M N O R S V W Þ

Keflavik

Keflavik - Der NATO-Stützpunkt

Entlang der Nordküste der Halbinsel Bessastaðir führt die wichtige Verbindungsstraße zwischen Flughafen und Hauptstadt, die Straße 41. An dieser Straße liegen die Zwillingsstädte Keflavik und Njarðvik in der Region Suðurnes. Diese beiden schon im Mittelalter gegründeten Handelszentren sind inzwischen zusammengewachsen. Hier leben etwa 10.000 Einwohner. Die Städter sind in ihrer Mehrzahl beim größten Arbeitgeber der Region, dem amerikanischen Marinestützpunkt in Keflavik beschäftigt.

Der NATO-Stützpunkt Keflavik

Der amerikanische Luftwaffenstützpunkt in Keflavik spielte für Island eine entscheidende Rolle für den Auf- und Ausbau des Tourismus und anderer Wirtschaftszweige. 1987 eröffnete hier das erste internationale Passagierterminal. Früher mussten alle Flugzeuge auf dem amerikanischen Militärstützpunkt landen. Heute bekommen Touristen von dieser Militärbasis bei der Landung kaum noch etwas mit.

Als 1949 die isländische Regierung für den NATO-Beitritt des Landes stimmte, führte dies zu tumultartigen Protesten vor dem Parlament. Die Einrichtung eines Marinestützpunktes 1951 in Keflavik heizte diese Spannungen noch an. Jahrelang waren Protestmärsche der Isländer die Folge. Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1944 hatte eine stark links gerichtete Arbeiterbewegung auf die Neutralität des Landes gedrungen.

Schließlich hatte Island während seiner über tausendjährigen Geschichte nie ein eigenes Heer besessen. Und nun wurden 4000 Amerikaner samt Familienangehöriger stationiert. Zweifellos ging der Widerstand gegen die Mititärbasis auch auf die schlechten Erfahrungen der Einheimischen mit den Alliierten (Briten und Amerikaner) während des Zweiten Weltkrieges zurück. Aus Angst vor deutschen Angriffen wurden zunächst Briten und später Amerikaner auf Island stationiert. Zu Kampfhandlungen kam es während des Krieges nicht.

Die Vorbehalte gegen die Amerikaner sind heute nach Beendigung des Kalten Krieges weitestgehend beseitigt. Dazu trug nicht zuletzt der Umstand bei, dass fast zehn Prozent der isländischen Nettoexporteinkünfte aus dem Stützpunkt realisiert werden. Über eintausend Isländer sind direkt auf dem Stützpunkt beschäftigt und fast zweitausend isländische Familien beziehen mehr oder weniger ihr gesamtes Einkommen durch die Arbeit für die Militärbasis.

Die Marinesoldaten bleiben allerdings vom isländischen Alltagsleben weitgehend ausgeschlossen. Strenge Verwaltungsvorschriften schränken die Mobilität der Soldaten stark ein. Dies ist wahrscheinlich auch der Zeit geschuldet, als nicht wenige Isländerinnen den Soldaten im Zweiten Weltkrieg „Schöne Augen“ machten, was bei der einheimischen männlichen Bevölkerung nicht unbedingt auf Gegenliebe stieß. Bis 1987 war der Militärflughafen der einzige internationale Flugplatz Islands. Nach dem Aufbau eines Zivilflughafens wird die militärische Landebahn nun nicht mehr zivil genutzt.

Ähnliche Einträge