Nordisland im Island-Lexikon

Die größte Stadt Nordislands heißt Akureyri und ist mit 15.000 Einwohnern nach isländischen Verhältnissen eine große Stadt. Die ist nach der Bevölkerungszahl abgesehen vom Ballungsraum Reykjavik überhaupt die größte Stadt Islands. Ihre Lage direkt an der Ringstraße und der eigene Flugplatz machen die Stadt zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Ab hier verkehren auch alle wichtigen Buslinien des Nordens. Trotz der hohen nördlichen Lage, immerhin sind es nur etwa 100 km bis zum nördlichen Polarkreis, weist das Gebiet um Akureyri ein für isländische Verhältnisse besonders mildes Klima auf. Im Sommer gibt es manchmal längere Perioden, in denen fast mitteleuropäisches Klima herrscht. Temperaturen von über zwanzig Grad und strahlend blauer Himmel sind im Hochsommer keine Seltenheit in Akureyri. So mild das Klima hier im Sommer ist, so wichtig ist die Region für den Wintersport. Die Lage der Stadt unterhalb hoher Granitberge, die auch im Sommer nie ganz schneefrei sind, machen die Stadt zu einem bevorzugten Ausgangsort für Wintersportler. Die genannten Berge bilden meist über den gesamten Winter eine gleichmäßige und hohe Schneedecke aus, so dass Wintersportler hier voll auf ihre Kosten kommen. Die günstige Verkehrsanbindung tut ein Übriges für die Popularität des Ortes im Winter. Ganz im Norden Islands oder besser gesagt, der Nordküste vorgelagert, liegt die kleine Insel Grímsey. Die größte Bekanntheit hat der Insel wohl Ihre Lage nördlich des Polarkreises eingebracht. Deshalb wurde sie zunächst auch von vielen Touristen auf einem Kurztripp besucht. Man wollte einmal nördlich des Polarkreises gestanden haben. Mittlerweile entdecken aber viele Besucher auch die raue Schönheit des kleinen Eilandes. In völliger Abgeschiedenheit leben die Menschen hier im Einklang mit der Natur, in der wilden Landschaft, gemeinsam mit den vielen Wasservögeln. Auch diese entlegene Insel wurde bereits in der Wikingerzeit im 10. Jahrhundert besiedelt. Der erste Siedler trug den Namen Grím, was der Insel letztlich auch den Namen eintrug – Gríms Insel. In Island gelten die Bewohner der Insel als fanatische Schachspieler. Legenden besagen, dass die Bewohner in den kurzen Sommern lieber über Schachstrategien grübelten als Fische zu fangen. So verwundert es nicht, dass auf Grímsey kein bekannter Fischerhafen gegründet wurde. Eine weitere Legende besagt, dass im 18. Jahrhundert die gesamte männliche Bevölkerung bis auf den Geistlichen der Insel einem Meerunglück zum Opfer fiel. Der Geistliche soll dann als einziger Mann für das Fortbestehen der Inselbevölkerung gesorgt haben. Aber vielleicht ist dies nur eine moderne Saga. Der äußerste Nordosten Islands gehört zu den isoliertesten Gebieten des Landes. Da die Ringstraße sich ab dem Mückensee von der Küste entfernt, gibt es nur zwei Möglichkeiten, um mit dem Auto in diese Gegend zu gelangen. Die nicht asphaltierte Straße 85 führt von der Ringstraße abzweigend an der Nordostküste entlang und die Route 864 (bzw. später auch 862) führt zum bekannten Besuchermagneten, dem Wasserfall Dettifoss und zum Nationalpark Jökulsárgljúfur. Vom Westen kommend, zweigt die 85 vor dem Mückensee nach Norden ab und führt zunächst Richtung Küste bis zur kleinen Stadt Húsavík. Húsavík ist mit 2500 Einwohnern der wichtigste Küstenort in dieser Region. Die Gegend um Húsavík könnte sogar als Ort der Erstbesiedlung Islands gelten, wird aber offiziell in der Geschichtsschreibung nicht so betrachtet. Bereits um 850 verbrachte der Wikinger Svávarsson einen Winter in dieser Gegend. Bei seiner Abreise ließ er einen Begleiter mit zwei Sklaven hier zurück. Die drei unfreiwilligen Siedler blieben in der Nähe der „Hausbucht“, wie Húsavík übersetzt heißt. Wie lange sie hier lebten, ist nicht belegt. Wegen des unfreiwilligen Aufenthalts gelten sie nicht als Erstbesiedler des Landes. Der Name Húsavík blieb aber aus dieser Zeit erhalten. Die heutige Kleinstadt ist ein wichtiger Exporthafen für Fischerei- und Industrieprodukte. Die meisten Einwohner sind in der Fischereiwirtschaft beschäftigt. Das Ortsbild wird von der Kirche aus dem Jahr 1907 geprägt. Vor allem der 25 Meter hohe Turm und die modernen Skulpturen im Garten sind ein Anziehungspunkt für Besucher. Das örtliche Museum gilt als das beste seiner Art in der gesamten Region. Ausgestellt wird unter anderem ein Eisbär, der 1973 von Grönland bis zur Insel Grímsey trieb und dort erlegt wurde. Vor der gebirgigen Küste bei Húsavík liegen die beiden kleinen Inseln Flatey und Lundey, die heute unbewohnt sind. Die Straße 85 wird ab hier zunehmend schlechter. Im Norden liegt die Halbinsel Tjörnes. An der Küste mit den über 50 Meter hohen Felsen wurden zahlreiche fossile Funde gemacht. Die Fossilien stammen aus dem Tertiär und sind zwei bis drei Millionen Jahre alt. Hier konnte an Hand der Artenzusammensetzung die Klimaänderung in Island nachgewiesen werden. So kam es im Laufe der Zeit zu einer starken Abkühlung bis zum Einsetzen der Vergletscherung der Insel. Es gibt auf dem Hallbjarnarstaðir-Hof ein kleines Museum, was diese Entwicklung verdeutlicht. Da es allerdings nur sehr schwer über eine unbefestigte Straße erreichbar ist, bleibt der Besuch wohl nur den absoluten Insidern vorbehalten. Die Route 85 führt weiter zur Mündung des Öxarfjörður. Nördlich der Piste liegt der See Víkingavatn mit zwei Gehöften und einer Unterkunftsmöglichkeit (einzige Möglichkeit in diesem Gebiet). Fährt man nun auf der 85 weiter, erreicht man die eigentliche Attraktion des Gebietes, den Nationalpark Jökulsárgljúfur. Jökulsárgljúfur wurde erst 1973 in den Status eines Nationalparks erhoben und nimmt heute eine Fläche von etwa 150 km² ein. Im Zentrum des Parks liegt der Canon Ásbyrgi. Einhundert Meter hohe Felsen bilden einen fast einen Kilometer langen Wall um einen Birkenwald, in dessen Mitte sich eine Felsformation, die „Insel“ (Eyjan) erhebt. Wahrscheinlich entstand der Canon durch einen gigantischen Gletscherlauf nach einem Vulkanausbruch unter dem Vatnajökull. Direkt am Nationalpark befindet sich ein Parkplatz. Am Parkeingang gibt es ein Informationsbüro, in dem man Material zum Nationalpark und eine Beschreibung der Wanderwege erhält. An dieser Stelle ist auch das Zelten erlaubt. Wer am Nationalpark Jökulsárgljúfur zelten möchte, sollte sich vorher mit Lebensmitteln versorgen. Es gibt in der näheren Umgebung keine Einkaufsmöglichkeiten. Vom Park aus führt ein Weg zum mächtigen Wasserfall Dettifoss, den man unbedingt besichtigen sollte, wenn man in dieser Gegend unterwegs ist. Die Wanderung ist allerdings an einem Tag nicht zu schaffen. Man muss eine Zeltübernachtung einplanen. Alternativ dazu gibt es die Möglichkeit, mit dem Auto entlang des Flusses Jökulsá á Fjöllum zum Dettifoss zu fahren. Der Jökulsá á Fjöllum ist übrigens der zweitlängste Fluss Islands. Zwei Straßen führen durch den Nationalpark Jökulsárgljúfur zum Dettifoss, auf beiden Seiten des Flusses entlang. Die westliche Route ist landschaftlich interessanter, allerdings schwerer zu befahren. Die östliche Straße ist besser zu befahren, allerdings nur bis zum Dettifoss. Danach geht sie in eine staubige Piste über. Der Dettifoss gilt als der größte Wasserfall Europas hinsichtlich der Wassermenge, die in die Tiefe stürzt. Bereits vom Parkplatz aus ist das donnernd Tosen des Wasser zu hören. Circa 500 m3 Wasser stürzen auf einer Breite von einhundert Meter in die Tiefe. Die Höhe des Wasserfalls beträgt allerdings „nur“ 44 Meter. Der Wasserfall gilt als eine der bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten Islands. Wer noch nicht genug Wasserfälle gesehen hat, kann noch zu den beiden kleineren Fällen Hafragilsfoss und Selfoss wandern, die etwa je zwei Kilometer flussaufwärts und flussabwärts am Jökulsá á Fjöllum liegen. Wer sich vom Dettifoss noch weiter nach Norden wagt, fährt in das am wenigsten besuchte Gebiet des ganzen Landes. Durch das völlig unbewohnte Hochland fahren jährlich mehr Besucher als an die Kabeljauküste im äußersten Nordosten.

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